June 30, 2017

Elfstedentocht 2017

Radtour durch Friesland: 235 km

Diesen Monat bin ich die Fietselfstedentocht gefahren, eine 235 km lange Tour durch Friesland. Diese Tour führt durch verschiedene friesische Städte in einer der nördlichsten Provinzen der Niederlande. Die Tour wurde erstmals 1912 organisiert und ist aufgrund ihrer Geschichte, Herausforderung und Popularität legendär geworden; ein Blog-Post wert!

Geschichte: Die Friesen und ihre elf Städte

Friesland ist eine besondere Provinz in den Niederlanden, in der die Menschen ihre eigene (offiziell anerkannte) Sprache und Kultur haben. Teil dieser Kultur ist die "Elfstedentocht", eine 200 km lange Eislauftour über Kanäle, Flüsse und Seen durch die elf friesischen Städte im Winter. Die Eislauftour wurde erstmals 1890 während eines langen und kalten Winters durchgeführt. Seitdem ist die Elfstedentocht zu einer legendären Tour geworden, bei der Menschen, die die 200 km lange Strecke zurückgelegt haben, als Helden gelten, die den Elementen erfolgreich trotzen.

Irgendwie beschlossen vor mehr als 100 Jahren ein paar Friesen, dass man die Elfstedentocht im Sommer mit dem Fahrrad statt mit Schlittschuhen machen könnte. Geschichte wurde geschrieben: Seitdem wird die Radtour regelmäßig organisiert. Die Popularität wuchs in den 1970er Jahren auf 12.000 Teilnehmer an. Die Organisation führt Aufzeichnungen darüber, wer die Tour absolviert hat, und besondere Anerkennung wird denjenigen zuteil, die sie mehrmals erfolgreich beendet haben.

Teilnahme

Ich wollte auch etwas von diesem "Elfsteden"-Heldentum. Einen Startplatz zu bekommen ist schwierig: Jedes Jahr wollen mehr Menschen Rad fahren als es Tickets gibt. Um ein Ticket zu erhalten, muss man sich im November vorregistrieren, wobei die Tickets per Losverfahren vergeben werden. Während ich in der ersten Runde kein Glück hatte, konnte ich mein Ticket im Januar ergattern (als nicht beanspruchte Tickets neu vergeben wurden).

Da die Tour am frühen Morgen beginnt, muss man irgendwie rechtzeitig dort sein. Am einfachsten ist es, die Nacht zuvor irgendwo in der Nähe zu schlafen. Ich buchte ein Hotel in Leeuwarden, das "Postplaza Hotel". Andere Radfahrer campen auf einem der wenigen Campingplätze in Bolsward, wo sowohl Start als auch Ziel sind.

Das Lustige an der Elfstedentocht ist, dass die gesamte Region sich dessen bewusst ist. So auch im Hotel, es gibt spezielle Unterkünfte für das Fahrrad und man kann ein extra frühes Frühstück arrangieren. Sie servieren gesundes Essen, perfekt geeignet, um die zusätzliche Energie zu tanken, die für die große Tour benötigt wird.

Die Einheimischen machen einen besonderen Tag daraus, überall gibt es Menschenmengen, die die Teilnehmer bejubeln und unterstützen. Manche mit Musik, manche mit Jubel, manche mit Schildern, manche mit Tanz, manche mit besonderer Verkleidung. Es ist wirklich anders als alle anderen Radtouren, die ich gefahren bin.

Start

So kam ich am frühen Morgen des 5. Juni 2017 am Start an. Es war nur eine 20-minütige Fahrt vom Hotel entfernt. Alles war entspannt, cool und ich fühlte mich bereit für die 235 km lange Fahrt. Das änderte sich alles, als ich den Kofferraum des Autos öffnete....

... wenn Sie sich das Bild oben ansehen, werden Sie feststellen, dass etwas Wesentliches fehlt: mein Vorderrad! Ich habe vergessen, mein Vorderrad ins Auto zu packen, als ich von zu Hause losgefahren bin! Selten habe ich so schnell und intensiv Elend empfunden...

Ich wollte nicht zulassen, dass mein Versuch, an der Elfstedentocht teilzunehmen, schon vor dem Beginn endete, also nahm ich mein Fahrrad (jedenfalls alle Teile davon) und ging in die Stadt. Es dauerte nicht lange, bis die Leute mich bemerkten. "Hee, hast du nicht etwas vergessen?!", fragten die Leute. Dann kam ein freundlicher älterer Mann auf mich zu und fragte, ob ich Hilfe brauche. Er kannte einen Fahrradladen, der geöffnet war (es war noch sehr früh am Morgen), wir gingen dorthin (nahmen ein paar Abkürzungen durch die Innenstadt) und ich dankte ihm.

Im örtlichen Fahrradladen sagte man mir, ich sei nicht der Einzige, anscheinend machen mehr Leute dumme Dinge wie das Vergessen des Vorderrads, wenn sie eine 235 km lange Radtour unternehmen...

Mit einem frischen und neu montierten Vorderrad war ich bereit loszufahren (wie die Aufkleber am Schaufenster treffend feststellten - so sollte es sein).

Die 235 km Herausforderung

Die Sache mit einer langen Fahrt, oder Gran Fondo (wie die Italiener sagen), ist, dass sich die Bedingungen während der Fahrt ändern können. In gewisser Weise weiß man also nie so genau, was einen erwartet. Ich bin schon lange Strecken gefahren und weiß, wie ich meine Kräfte dosieren muss, um stundenlang weiterfahren zu können.

Am Morgen und frühen Nachmittag war es ziemlich windig. Das kilometerlange Fahren durch die offene Landschaft erwies sich als eine echte Herausforderung. Zum Glück war ich nicht der einzige Teilnehmer; mit geschickter Positionierung gelang es mir, mich einigen anderen Radfahrern in einer Formation durch den Wind anzuschließen. Das Fahren in einem "Zug" hinter anderen Radfahrern kann die Auswirkungen des Windes wirklich reduzieren. Aber stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Teil des Windes abbekommen, denn es ist unfair, wenn andere die ganze harte Arbeit machen.

Unterstützung

Viele Leute waren entlang der Strecke. Es war fantastisch und es hilft einem sicherlich, den Tag zu überstehen. Ich hatte an diesem Tag besondere Unterstützer: meine Frau mit frischen Sandwiches und meine Mutter und ihre Freundin.

Ziel

Nach 8 Stunden und 41 Minuten war ich zurück in Bolsward und beendete die Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 km/h (nicht schlecht angesichts des Windes!). Es war eine der anspruchsvollsten Fahrten, die ich je gemacht habe, aber sie war die ganze Mühe absolut wert!

Da war es einen Tag später, mein ursprüngliches Vorderrad - immer noch in der Garage zu Hause. Nächstes Jahr bringe ich beide Räder zum Start mit. :-)