May 1, 2023
Offline-Modus zuerst
Von einem 15 Jahre alten ThinkPad X200 lernen
Im Rahmen eines größeren Plans zur Optimierung meines gesamten Workflows mache ich diesen Monat ein kleines Experiment: Ich benutze ein 15 Jahre altes ThinkPad X200 Laptop als Hauptcomputer. Es stammt aus einer Zeit vor der „Cloud“ und war beliebt unter Free/Libre-Software-Enthusiasten. Was können wir von dieser Antithese der Moderne lernen?
ThinkPad X200
Der ThinkPad X200 kam ursprünglich 2008 auf den Markt und wurde als leichter, robuster Laptop mit vielen Hardwareoptionen beschrieben, darunter verschiedene Speicheroptionen, Speicherkonfigurationen und eine große Auswahl an Prozessoren.

Es gibt viele „Liebesgeschichten“ im Internet über das Erbe und das ikonische Design des ThinkPads. Wenn Sie damit nicht vertraut sind, sollten Sie sich die entsprechende Wikipedia-Seite ansehen. Kurz gesagt, es ist ein Computer, der stark auf Funktion ausgerichtet ist und so konzipiert wurde, dass er zuverlässig, reparierbar und leistungsfähig ist.


Im Gegensatz zu vielen billigen modernen Computern wurden die ThinkPads von gestern auf Langlebigkeit ausgelegt. Sie sind reparierbar und verwenden viele gängige Teile. Ihre (unteren) Abdeckungen haben sogar Anzeigen, die Ihnen zeigen, welche Schrauben welche Teile halten - was die Wartung sehr einfach macht. Sie können den Computer mit Komponenten von Drittanbietern aufrüsten, wie z. B. Speicher und (SSD-)Speicher. Der Akku ist abnehmbar (mit einem einfachen/stabilen Klick) und kann ausgetauscht werden, während der Computer läuft (mit Netzstrom).
Das Experiment
Warum sollte man einen so alten Computer benutzen wollen? Ich denke, es gibt viel über die „moderne Arbeitsweise“ zu lernen, indem man genau das Gegenteil tut. Anstatt eine breite Palette von Cloud-Diensten zu nutzen, um meine Arbeit zu erledigen, werde ich diese Maschine verwenden, um einen vollständig Cloud-unabhängigen, Offline-First-Workflow zu entwickeln.
Da die modernen Gegenstücke des X200 wie Microsoft Surface oder Apple MacBook nahtlos in Cloud-Dienste integriert sind (z. B. benötigen Sie eine Microsoft-ID, um sich bei Windows 11 anzumelden), ist dies mit einem modernen Gerät nahezu unmöglich. Es wird Sie immer wieder in die Cloud zurückdrängen.

Um dies zu ermöglichen, habe ich ein modernes Betriebssystem auf dem X200 installiert: die neueste stabile Version von Debian GNU/Linux. Ich habe bereits über die Bedeutung freier Software geschrieben; kurz gesagt: Sie haben die Kontrolle. Das Tolle daran ist, dass alle meine bevorzugten Software-Tools nativ auf diesem Rechner verfügbar sind. Kein Herumhantieren mit Paketmanagern von Drittanbietern wie Homebrew, Chocolatey oder Scoop. Großartigkeit ist nur ein „apt-get install“ entfernt!

Dieser spezielle X200-Laptop hat eine deaktivierte Intel Management Engine und seine proprietäre BIOS-Firmware wurde durch Libreboot ersetzt. Obwohl ich mich mit der Verwendung moderner, geschlossener Geräte wie einem iPhone oder iPad wohlfühle, bin ich offen für die Kritik der Electronic Frontier Foundation, die überzeugende Argumente für die Sicherheitsrisiken liefert, die mit der Macht dieser tief integrierten Subsysteme verbunden sind. Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Wenn Sie selbst daran denken, einen alten Rechner zu verwenden, sollten Sie in Erwägung ziehen, alte Festplatten durch moderne SSD-Speicher zu ersetzen. Ich habe die ursprüngliche, langsame Festplatte durch eine moderne Samsung 8TB SSD ersetzt. Sie ist schnell und bietet eine gigantische Speicherkapazität, die nur von einem modernen MacBook Pro für 6499 $ erreicht wird.


Aber nicht alles ist großartig. Das Display des X200 zeigt deutlich sein Alter: Schwarztöne sind grau und man kann einzelne Pixel deutlich erkennen. Ich erwarte nicht, mit diesem Display irgendwelche (Web-/App-)Designpreise zu gewinnen, aber es bietet eine (eher) konfrontierende alternative Sicht auf moderne (oft sehr helle/dünne) Typografie. Ich denke, wenn man seine Software auf einem mittelmäßigen Display klar und gut aussehen lässt, können alle Benutzer davon profitieren (einschließlich derer auf HiPDI/Retina-Displays).

In Anlehnung an Apples Designbuch habe ich mir besonders viel Mühe gegeben, die Softwareinstallation an die Hardware anzupassen. Anstatt eine aufgeblähte Softwareerfahrung zu verwenden, wähle ich sorgfältig eine Handvoll Apps und Tools aus, die auf dem alten Computer laufen sollen. Anstelle einer vollständigen Desktop-Umgebung wie GNOME oder KDE habe ich mich für einen sogenannten Kachel-Fenstermanager entschieden, der versucht, die Nutzung der verfügbaren Bildschirmfläche zu maximieren. Ich verwende SwayWM, das ein Drop-in-Ersatz für i3 ist, aber auf dem modernen Wayland Display Protokoll basiert. Ich habe viele der gleichen Verfeinerungen verwendet, die ich auch bei meinem „WillemOS“ Tablet Experiment angewendet habe.
Das Ziel
Das Ziel ist es, den X200 in den nächsten Wochen als Hauptcomputer zu verwenden. Mein modernes MacBook und iPad sind ausgeschaltet. Ich möchte meinen Workflow optimieren, indem ich meine Abhängigkeiten von der Cloud kennenlerne und Wege finde, autarker, widerstandsfähiger und unabhängiger zu werden.
Da der alte Laptop mir weniger Rechenressourcen bietet, zwingt er mich zu großer Sorgfalt bei der Softwareoptimierung. Dies ist das zweite Hauptziel, da die Cloud-Kosten aufgrund steigender Energiekosten in die Höhe geschnellt sind. Ich esse hier mein eigenes Hundefutter, wie man so schön sagt.

Fazit
Die Zeit wird zeigen, wie weit mich der X200 bringen wird, aber eines ist klar: Diese Experimente bringen einen aus der Komfortzone - an einen Ort, an dem man viele Möglichkeiten zum Lernen hat. Meine Hypothese ist, dass die Lektionen, die ich lernen werde, mir (und meinen Kunden) in Zukunft zugute kommen werden.